Böhse Onkelz – Götter aus Frankfurt

Böhse Onkelz – Götter aus Frankfurt

1980 sollte sich in Frankfurt am Main eine Band gruppieren, die die deutsche Musikszene bis heute nachhaltig geprägt hat und immer noch prägt. Eine Band, die mit ihren Texten hunderttausenden Menschen eine musikalische Heimat gegeben hat, die von manchen in quasireligiöser Begeisterung gehört wird. Wer ist diese Musikgruppe, und woher kommt dieser unausstehliche Reiz, der seit vier Jahrzehnten keinen Abbruch erfahren hat?

40 böhse Jahre

In den späten 70er-Jahren gingen die vier Freunde Kevin, Stephan, Gonzo und Pe Ski fahren. Sie müssen damals schon verrucht ausgesehen haben, denn ein kleiner Junge sagte aufgeregt zu seiner Mutter: „Schau mal Mama, die bösen Onkels dort!“

Die nicht einmal 20-jährigen Kerle amüsierten sich köstlich über die Außenbeschreibung, sodass sie ihre Band nach ihr benannten. Schnell reimten die jungen Punker einige Texte zusammen und schufen mit Der nette Mann ihre erste Platte. Die Texte handelten von Besäufnissen, Prügeleien und Horrorszenarien. So verarbeitete die junge Band das Aufkommen der Skinheadbewegung, Hooliganismus und Horrorfilme. Doch sie konnte sich erfolgreich von ähnlichen Projekten wie den damals schon linksgerichteten TROOPERS oder der rechten Band Kahlkopf abgrenzen. Das lag an den einfallsreichen Lyrics, die nicht nur schwarzhumorig waren, sondern lyrisch durchaus ansprechende Stellen hatten, sowie an der mehr als sauber eingespielten Musik. Damals schon wusste Matthias „Gonzo“ Röhr, mit seiner Gitarre umzugehen und jedem der schnellen Songs einen besonderen Kick zu geben. Der Erfolg war also quasi vorprogrammiert, weil die vier Jungs als Künstler nahezu perfekt miteinander harmonieren. Eine mit dem Bandnamen versehene motivtorte bestellen, eine LP noch physisch erwerben und ein Konzert im fernen Ausland zu besuchen, ist für viele der Onkelzfans gar mehr Pflicht als Hobby. Diese Liebe resultiert aus der seit jeher authentischen und technisch einwandfreien Rockmusik.

Aber es gab auch schon im ersten Jahr existentielle Skandale.

Skandale und Probleme

So beinhalteten diverse Demotapes rechtes Songmaterial, bei dem unter anderem „Deutschland den Deutschen“ und „Türken raus“ skandiert wurde. Schnell distanzierte sich die Band von den aufkommenden Neonazibewegungen Deutschlands und sprach mehrfach ihr Bedauern für diese Jugendsünde aus. Es sei befreiend gewesen, als Reaktion auf Prügeleien mit türkischen Gangs in Frankfurt seinen Hass ins Mikrofon zu brüllen, so Stefan Weidner später. Doch seine Meinung sei eine andere, die der anderen Bandmitglieder auch. Auf Konzerten forderten sie die Besucher auf, keine nationalistischen Parteien zu wählen und der Gewalt gegen Ausländer ein Ende zu bereiten.

Auch problematisch waren die Drogenskandale um den Sänger Kevin Russell. Der ehemals kräftige Frontmann wurde mit den Jahren immer dünner und ausgemergelter, er war dem Heroin verfallen. So kam es, dass sich die Band im Jahre 2005 auflöste. Kevin brauchte neun Jahre Therapie, um endgültig von den Drogen wegzukommen und das Heroin ein für alle Mal hinter sich zu lassen. Und endlich, 2014, fand die Band wieder zusammen.

Der Aufstieg

Es ist soweit legte die Weichen für den Aufstieg der Onkelz. Die Texte waren komplexer und behandelten eher persönliche Themen, der Horror und einfache Sauflieder mussten zurückstecken. Und seither machen die Böhsen Onkelz erfolgreich weiter. Das kürzlich erschienene Album Böhse Onkelz stellt einen fulminanten Schritt in der nun vierzigjährigen Karriere der Band dar, die hoffentlich andauern wird!

dante